30. Juni 2025

ARD-Reform: Sparen, aber wo?

Die ARD muss die Zahl ihrer Radioprogramme deutlich reduzieren. Konkrete Pläne hat sie auch Monate nach diesem politischen Auftrag noch keine. […]

Künftig soll jede ARD-Anstalt nämlich bloß noch je vier Wellen betreiben dürfen, dazu pro sechs Millionen Einwohnern im Sendegebiet eine weitere. Die Sender haben laut des Staatsvertrags zwei Möglichkeiten: Entweder sie stellen Radioprogramme tatsächlich ein, oder aber sie gehen Kooperationen ein und veranstalten bestimmte Angebote gemeinsam mit anderen Landesrundfunkanstalten. […]

Interessant ist in der Pressemitteilung die knappe Passage zur Audiothek: „Es wird geprüft, welche Genres digital deutlich aufgewertet werden können, um ihre terrestrische Ausstrahlung im Gegenzug einzustellen.“ Das ist im Zuge des digitalen Medienwandels durchaus sinnvoll. Nur zeigt sich daran exemplarisch der Kernkonflikt des Radio-Reformprozesses: Wie viel Geld wird am Ende tatsächlich eingespart, wenn doch alles irgendwie erhalten bleiben soll? Die Kultur und die Information, auch die Unterhaltung und das Regionale. Vom Rundfunkbeitrag in Höhe von monatlich 18,36 Euro je Haushalt entfallen 1,90 Euro auf den ARD-Hörfunk und noch einmal 43 Cent auf die Musikensembles, dazu kommen noch einige Cent für die Verbreitung der Programme. Diese Summen lassen sich nur sehr marginal senken, wenn einige preiswerte Digital-Schlagerwellen fusionieren oder man im Norden auf NDR Blue verzichtet. Selbst eine theoretisch denkbare Integration von SR Kultur in SWR Kultur oder von Bremen Zwei in NDR Kultur würde mutmaßlich einen Betrag sparen, für den man nicht annähernd auch nur einen einzigen Fernsehfilm drehen könnte.

Nach einer Strukturreform sieht das alles kaum aus, sondern eher nach kleinteiliger Kosmetik als Ergebnis eines zähen Prozesses. In welchem, damit im Programm ein paar Millionen Euro gespart werden können, der Apparat über Wochen und Monate Dutzende Referenten, Juristen sowie Angehörige von Stabsstellen beschäftigt hält.

https://www.sueddeutsche.de/medien/ard-radio-reform-streichung-von-programmen-li.3274437

Hinweis der Redaktion: Der große Teil der MDR-Hörfunkprogramme sind de facto Halbtagswellen, da man zumeist nach 20 Uhr das Programm anderer ARD-Wellen übernimmt. (Für die Landesprogramme produziert der MDR die gemeinsame Abend- und Nachtschiene.) Damit sind diese Programme schon Kooperationsprogramme.

 

 

Quelle: DIMBB Medien

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