29. September 2025

(Fehlende) Vielfalt im öffentlich-rechtlichen Programmangebot

Abbildung von Meinungsvielfalt im öffentlich-rechtlichen Rundfunk

Schaut man sich einmal das gesamte Programmangebot des öffentlich-rechtlichen Rundfunks an, so lässt sich m. E. schwerlich behaupten, es bilde das Meinungsspektrum in unserer Gesellschaft nicht ausreichend ab. Oft wird von Kritikern nur aufs Erste oder Zweite Fernsehprogramm geschaut, aber das ist verkürzt. Denn ARD und ZDF erfüllen ihren Auftrag mit ihrem Gesamtangebot (inklusiv der inzwischen etablierten Mediathek), also auch mit ihren Spartenprogrammen, deren Inhalte mit in den Blick genommen werden müssen. Gerade dort finden sich viele Beiträge, die eine breite Information über die unterschiedlichen Meinungen und gesellschaftlichen Positionen zu vielen Themen unserer Zeit abbilden. Crosspromotion darauf im Ersten wäre allerdings wünschenswert.

Überprüfung und Sicherstellung inhaltlicher Vielfalt im Programmangebot

Meinungsvielfalt ist allerdings nicht das einzige Kriterium, das das öffentlich-rechtliche Gesamtangebot erfüllen muss. Ebenso wichtig ist die Erfüllung des Auftrags zur inhaltlichen Vielfalt. Und hier gibt es seit Längerem Kritik am Programmangebot im Fernsehen bei ARD und ZDF; zu viele Krimis, Quizsendungen und Unterhaltung zur Hauptabendsendezeit und Dokumentationen und Hintergrundberichten würden in den späten Abend verdrängt. Auch die Talkshows im Ersten und Zweiten erfahren Kritik. Diese konzentrierten sich nur auf wenige aktuelle Themen, oft zum x-ten Male, ließen zu viele und immer wieder dieselben Politikerinnen und Politiker, Journalistinnen und Journalisten zu Wort kommen und der Informationsgehalt und -gewinn dieser Talkrunden seien für den Zuschauerinnen und Zuschauer gering. Und es würden Unversöhnlichkeit und Zerstrittenheit inszeniert, anstatt der Polarisierung und dem Auseinanderdriften der Gesellschaft entgegenzuwirken. Zurecht haben die Gremien der ARD schon vor einiger Zeit eine Überprüfung der Talkshowkonzepte und -gäste gefordert. Erste Veränderungen sind etwa bei Maischberger und Caren Miosga bereits festzustellen. Leider sind frühere 45-minütige Sendungen wie “Pro und Contra” oder “Hauser & Kienzle”, in denen zwei gegensätzliche Meinungen mit konkreten Argumenten vertreten wurden und die auf diese Weise viel zur Meinungsbildung beigetragen haben, eingestellt worden. Heute unterstützt dieses Ziel erfreulicherweise die noch junge Sendung “Die 100”, die aus meiner Sicht gut gelungen ist.

Blick über den nationalen Tellerrand hinaus notwendig

Aber auch das sonstige Programmangebot nimmt zu wenige Themen in den Blick, die über den nationalen Tellerrand hinaus gehen, wie z. B. der Chefredakteur von ARD-aktuell, Marcus Bornheim, 2023 selbst eingeräumt hat. Viele Ereignisse und Themen aus der Welt hätten nur einen geringen Platz in der Berichterstattung in Talkshows und anderen Sendungen. In der Tat: die Länder des globalen Südens befinden sich im toten Winkel der medialen Berichterstattung, obwohl dort 85 % der Weltbevölkerung leben. Dortige fundamentale Ereignisse und Entwicklungen mit dramatischen gesellschaftlichen und menschlichen Auswirkungen, wie etwa die Kriege im Jemen oder Tigray und vielen Regionen Afrikas kommen kaum vor, obwohl sie oft bis Europa gesellschaftspolitische Auswirkungen haben, wie etwa Kriege, die Zerstörung von Lebensräumen durch die Klimaveränderung und daraus resultierenden Flüchtlingsströme. Auch der globale Hunger und seine Gründe, den rund 10 % der Weltbevölkerung erleiden, ist meist nur Thema in Sendungen mit Spendenaufrufen wie “Ein Herz für Kinder”

https://www.ard.de/die-ard/organisation-der-ard/gremien/newsletter/2024-12-Fokus-Gastbeitrag-der-Historischen-Kommission-100/

 

Entwicklung und Akzeptanz der ZDF-Programme

Bei der aktuellen April-Politbarometer-Umfrage äußerten 61 % der Befragten sehr großes oder großes Vertrauen in die Berichterstattung der öffentlich-rechtlichen Fernsehsender. Dies ist eine Steigerung von 3 Prozentpunkten im Vergleich zur Befragungswelle im April 2025 und kompensiert ein Stück weit den Rückgang der Zustimmung in den vergangenen sechs Monaten. Es kann hier daher nicht von einem Trend die Rede sein, sondern von einer üblichen Schwankung im Bereich der statistischen Fehlertoleranz.

Ein kurzer Blick in die soziodemografischen Subgruppen: Auch hier sind keine auffälligen Bewegungen nach oben oder unten zu verzeichnen. In den ostdeutschen Bundesländern steigt das Vertrauen um acht Prozentpunkte auf 50 % – ein Wert, der zuletzt im April 2024 erreicht wurde. Ebenfalls ein Plus von acht Prozentpunkten ist bei den Personen mit Hauptschulabschluss zu verzeichnen. Hier pendelt der Wert zurück in einen Bereich, der zuletzt Ende letzten Jahres verlassen wurde.

In der Betrachtung der Wahlabsicht legen die Wähler von Die Linke sieben Prozentpunkte in ihrem Vertrauen in die Berichterstattung der Öffentlich-Rechtlichen zu und kompensieren damit fast exakt den Verlust aus der vorangegangenen Welle. Alle weiteren Parteien halten ihre Werte konstant.

https://www.zdf.de/assets/taetigkeitsbericht-106~original?cb=1758883072484

Hinweis der Redaktion: Die Wählergruppe der LINKEN hat sich in Bezug auf die vorhergehende Befragung mehr als verdoppelt.

 

Quelle: DIMBB-MEDIEN-News

Weitere aktuelle Meldungen