In Unterföhring läuft alles auf eine Entscheidung hinaus: Der monatelange Schlagabtausch zwischen den Großaktionären Media for Europe (MFE) und PPF um die Kontrolle bei ProSiebenSat.1 steuert auf einen entscheidenden Höhepunkt zu. Die Italiener um Pier Silvio Berlusconi haben ihre Beteiligung zuletzt deutlich ausgebaut und stehen aktuell klar in der Favoritenrolle – während die tschechische PPF-Gruppe ins Hintertreffen geraten ist.
Am Mittwoch, 13. August, um Mitternacht endet die Annahmefrist für beide Kaufangebote. MFE will sich dabei die Mehrheit am Münchner Medienkonzern sichern und hat sein Angebot zuletzt spürbar verbessert. PPF hingegen strebt lediglich eine Erhöhung des Anteils auf maximal 29,99 Prozent an. Die vorläufigen Ergebnisse werden schon am kommenden Montag erwartet, doch die endgültige Entscheidung fällt später: Während das PPF-Angebot endgültig um Mitternacht ausläuft, können Aktionäre ihre Papiere noch zwei Wochen länger zu den MFE-Konditionen andienen – eine Option, die vor allem für institutionelle Investoren attraktiv ist, um strategisch flexibel zu bleiben.
Aktuelle Zwischenbilanz: MFE vorn, PPF stagniert
Die jüngsten Pflichtmeldungen zeigen: PPF konnte im Rahmen des Angebots nur begrenzt zulegen – von ursprünglich rund 0,2 Prozent auf aktuell 2,77 Prozent zusätzlich, womit der Gesamtanteil bei 18,39 Prozent liegt. Zum Vergleich: MFE hat allein über das Angebot rund 7,08 Prozent eingesammelt und kommt nun auf rund 40,4 Prozent der Aktien. Der Sprung über die 30-Prozent-Schwelle ist damit deutlich gelungen – das nächste Ziel: die Mehrheit von 50 Prozent, um die Kontrolle über Hauptversammlungen und strategische Entscheidungen zu sichern.
Strategische Hürden und mögliche Überraschungen
Langfristig will MFE auf mehr als 75 Prozent kommen, um ProSiebenSat.1 vollständig in den eigenen Konzern zu integrieren und geplante Synergien in Höhe mehrerer hundert Millionen Euro zu realisieren. Dafür wären aber auch große Aktienpakete institutioneller Anleger nötig – darunter jene von PPF, dem zweitgrößten Anteilseigner. Ob die Tschechen ihre Anteile verkaufen, gilt als fraglich. PPF könnte zudem selbst noch zukaufen, etwa durch die Übernahme des 2,4-Prozent-Pakets von General Atlantic, was die 20-Prozent-Marke überspringen würde.
Ausblick: Showdown Anfang September
Das ProSiebenSat.1-Management hat inzwischen die Annahme des MFE-Angebots empfohlen – ein klarer Rückenwind für die Italiener. Dennoch bleibt das Ringen spannend: Sollte PPF seinen Anteil auf 25 Prozent steigern, könnte es MFE die Vollintegration deutlich erschweren. Die endgültigen Zahlen der MFE-Offerte werden am 4. September erwartet. Spätestens dann wird klar sein, wer den Machtkampf um einen der größten deutschen Medienkonzerne für sich entschieden hat – und wie sich das Kräfteverhältnis in Unterföhring dauerhaft verschiebt.