Mega-Fusion in der TV- und Streaming-Branche: Mit dem Kauf des Bezahlsenders Sky schickt sich die Bertelsmann-Tochter RTL Deutschland an, den großen US-Plattformen Netflix & Co. Paroli zu bieten.
https://mmm.verdi.de/meinung/rtl-schluckt-sky-deutschland-103591
Zurück in die Zukunft
Mit dem Kauf von Sky Deutschland investiert Bertelsmann wieder in das Bezahlfernseh-Geschäft. Doch kann der Medienkonzern tatsächlich “auf Augenhöhe” mit den Streaming-Plattformen Amazon Prime Video und Netflix agieren? […]
Bertelsmann sicherte sich damals bei Premiere in Erwartung schönster Zukunftsgeschäfte die Geschäftsführung – bis unter dem aufs E-Commerce versessenen Konzern-Vorstandsvorsitzenden Thomas Middelhoff Premiere im Jahr 1999 auf einmal als “kleiner Fliegendreck” galt. Man stieg aus dem teuren Abonnenten-Fernsehen aus.
Vom “Fliegendreck” zum neuen Höhenflug: Es ist die Premiere-Nachfolgeorganisation Sky Deutschland, deren Kauf das Großunternehmen Bertelsman ein Vierteljahrhundert später zur Überraschung vieler ankündigt – eine spektakuläre Rückkehr, ganz nach dem Motto “Zurück in die Zukunft”. Wenn die Kartellbehörden keine Einwände haben, soll Sky Deutschland, also Ex-Premiere, von Mitte 2026 an die bei weitem wichtigste Konzern-Division von Bertelsmann schmücken, die börsennotierte RTL Group mit RTL Deutschland in Köln. […]
Was hier deutlich wird, ist die Sehnsucht nach früherer Größe. Immerhin war Bertelsmann einmal, Ende der 1980er Jahre, nach einigen spektakulären Akquisitionen im amerikanischen Buch- und Musikmarkt, für einige Zeit der weltgrößte Medienkonzern. Doch im Laufe der Jahre, erst recht mit dem Siegeszug des Internets, war Bertelsmann in der Umsatz-Hitparade deutlich nach unten durchgereicht worden. Das Plattform-Business reüssierte ohne die Gütersloher.
Für das Jahr 2024 meldete der Konzern zuetzt 19 Milliarden Euro Erlöse, allein Netflix kam auf 39 Milliarden Dollar. Und das Super-Konglomerat Amazon (Gesamtumsatz 638 Milliarden Dollar), rangiert mit dem globalen Kundenbindungsprogramm “Prime” und dem inkludierten Streaming-Service ohnehin in einer anderen Dimension. Fernsehen (mit dem James-Bond-Studio MGM) ist hier sozusagen das Opium fürs Volk beim Versuch, ein Monopoldienstleister für die schöne neue Welt zu sein. […]
Zuletzt stagnierte der Umsatz der RTL Group bei 6,25 Milliarden Euro. Das wachsende Streaming-Geschäft (403 Millionen Euro) konnte die Einbußen im schwindenden Werbegeschäft nicht übertreffen. Der operative Gewinn der RTL Group ging leicht zurück. Und bei Sky Deutschland hat der Eigentümer aus den USA, die im TV-Kabelgeschäft großgewordene Comcast-Gruppe der Familie Roberts, schon lange keine genauen Geschäftszahlen mehr vorgelegt. Die Zahl der Abonnenten verharrt seit Jahren auf wundersame Weise bei fünf Millionen, trotz des 2022 gegründeten Streamingdiensts WOW.
https://medien.epd.de/article/3255
Medienökonom Christian Zabel zum Kauf von Sky Deutschland durch RTL
Sky – vom Ladenhüter zum strategischen Schnäppchen
Paukenschlag im Pay-TV: RTL übernimmt den Bezahlsender Sky, der lange als Verlustgeschäft galt. Doch bei Sky hat sich einiges getan, die Wette von RTL macht Sinn. Auch wenn unklar ist, was jetzt mit den beliebten HBO-Serien bei Sky geschieht.
Quelle: DIMBB Medien