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08.08.25
EU-KI-Verordnung bringt Transparenzpflicht für Trainingsdaten
Liebe Mitglieder,
Seit dem 2. August hat sich die europäische KI-Landschaft spürbar verändert: Eine neue Stufe der EU-KI-Verordnung ist in Kraft getreten und zwingt die Betreiber von KI-Modellen zu deutlich mehr Offenheit. Zum ersten Mal haben Nutzerinnen und Nutzer, Unternehmen und Behörden ein generelles Auskunftsrecht: Sie dürfen nachfragen, mit welchen Daten Künstliche Intelligenzen trainiert wurde – und die Anbieter müssen diese Herkunft grundsätzlich offenlegen.
Mehr Schutz für Urheberrechte – in der Theorie
Das Ziel der neuen Vorschriften ist klar: Urheberrechte und kreative Leistungen sollen besser geschützt werden.
Denn bislang war kaum nachvollziehbar, auf welcher Grundlage KI-Systeme ihre Antworten erzeugen. Viele Anbieter haben inzwischen eingeräumt, dass ihre Modelle nicht nur mit frei verfügbaren Informationen aus dem Internet trainiert wurden, sondern auch mit urheberrechtlich geschützten Texten, Bildern und Beiträgen.
In den USA laufen bereits mehrere Gerichtsverfahren, in denen Kreative gegen KI-Betreiber klagen. Der Streit dreht sich um die Frage, ob die Nutzung von geschützten Inhalten für das Training von KI-Modellen ohne Vergütung zulässig ist. In Europa versucht die Politik nun, durch Transparenzpflichten frühzeitig gegenzusteuern.
Technische Realität: KI vergisst ihre Quellen
Ob die neue Auskunftspflicht praktikabel ist, bleibt allerdings fraglich. KI-Modelle „merken“ sich ihre Trainingsdaten nicht im herkömmlichen Sinn. Stattdessen formen sie aus Millionen von Texten und Bildern ein hochkomplexes Netz aus Mustern und Wahrscheinlichkeiten.
Medienhäuser unter Druck
Für die Kreativen, deren Texte, Fotos oder Videos als Trainingsmaterial dienen, wird die Lage zunehmend brisant. Neue Funktionen wie der KI-gestützte Überblick bei Google-Suchergebnissen verschärfen den Konflikt: Die KI erstellt eine fertige Antwort aus verschiedenen Quellen, ohne dass die Urheber davon profitieren – während der Plattformbetreiber weiterhin Werbeeinnahmen erzielt.
Aufsichtsbehörden: Fehlanzeige in Deutschland
Die EU-Verordnung sieht vor, dass jedes Mitgliedsland eine nationale Aufsichtsbehörde einrichtet, die im Streitfall eingreifen kann. In Deutschland fehlt diese Instanz bislang.
Was bedeutet das für die Praxis?
Ab sofort darf jeder Nutzer Anfragen an KI-Betreiber stellen, um mehr über die verwendeten Trainingsdaten zu erfahren. Allerdings ist noch unklar, auf welchem Weg diese Auskünfte praktisch erfolgen werden und wie detailliert die Antworten ausfallen.
Auch für unsere Branche gewinnt das Thema an Brisanz: Viele Produktionsfirmen und Sendeanstalten arbeiten bereits an KI-gestützten Prozessen – oder entwickeln sie gerade.
Damit wir als BVFK unsere Mitglieder bestmöglich vertreten können, brauchen wir jetzt Eure Mithilfe
Bitte meldet Euch bei uns, wenn Ihr wisst oder vermutet, dass Eure Aufnahmen bereits für KI-Entwicklungen genutzt werden. Teilt uns – wenn möglich – auch mit, ob Ihr selbst an KI-Projekten beteiligt seid. Nur wenn wir diese Informationen bündeln, können wir gezielt bei Auftraggebern nachfragen und klären, wie Eure Bilder verwendet werden und ob daraus Vergütungsansprüche entstehen könnten.
Besonders spannend: Wir wollen auch prüfen, ob und wie die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten bereits KI zur Bildgenerierung oder -verarbeitung einsetzen.
BVFK unterstützt seine Mitglieder aktiv mit Weiterbildung
Damit Ihr von Anfang an optimal auf die neuen Entwicklungen vorbereitet seid, startet der BVFK ab September Fortbildungen zum „KI-Gestalter“.
Die Seminare vermitteln nicht nur den professionellen Einsatz von KI in der Medienpraxis, sondern bieten auch umfassende Informationen und Schulungen zu allen urheberrechtlichen Aspekten.
Teilnehmende lernen, wie sie die neuen Auskunftsrechte nutzen, rechtliche Fallstricke vermeiden und KI kreativ wie rechtssicher einsetzen.
http://ki-experte.beraterundfriends.de/bildgestalter
Bei Interesse meldet Euch unter check-in@bvfk.tv
Neues Fördermitglied „Transcontinenta“
Wir freuen uns, ein neues Fördermitglied in unserem Verband begrüßen zu dürfen: Transcontinenta.
Gemeinsam mit Transcontinenta werden wir künftig spannende Workshops, Schulungen und praxisnahe Veranstaltungen für unsere Mitglieder anbieten. Weitere Infos folgen in Kürze!
Podcast mit BVFK-Mitglied Achim Dunker
10.08.25 – Filmlicht im Fokus
Achim spricht über die Bedeutung von Licht im Film, persönliche Highlights und die provokante Frage:
„Warum haben wir in Deutschland eigentlich keine Kinokultur – oder doch?“
Live-Video & Chat ab 22:00 Uhr: www.thepeckhamtalks.de
Podcast-Version u. a. auf Spotify & Apple Podcasts: thepeckhamtalks.podigee.io
BVFK ON AIR wieder am 1. September
Nach der Sommerpause startet unser Onlineformat wieder!
Termin: 01.09.25, 18:30 UhrSchickt Eure Themenvorschläge und Anmeldungen bitte an: onair@bvfk.tv
https://www.bvfk.tv/veranstaltungen-und-events/1-09-25-bvfk-on-air/
Herzliche Grüße
Euer BVFK