Der “AI Cine Creator” – KI Berufsstandard des BVFK

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Der BVFK AI Cine Creator

Eine Zusatzqualifikation des BVFK – Bundesverband der Fernsehkameraleute

Stand: November 2025

Inhalte dieses Artikels:


1. Einleitung und Leitbild

1. Einleitung und Leitbild

Mit dem „AI Cine Creator“ definiert der BVFK (Bundesverband der Fernsehkameraleute) eine neue, zukunftsweisende Entwicklung innerhalb der audiovisuellen Gestaltung.
Der Begriff beschreibt nicht einen allgemeinen „Content Creator“ oder „Influencer“, sondern eine professionelle Weiterentwicklung des filmischen Berufsbilds – an der Schnittstelle zwischen Kamera, Gestaltung und künstlicher Intelligenz (KI).

Die rasante Entwicklung von KI verändert Produktionsprozesse, Werkzeuge und ästhetische Möglichkeiten grundlegend. Dennoch bleibt eines unverändert: das professionelle Verständnis von Bildgestaltung, Lichtführung, Dramaturgie und Erzählung.
KI ist kein Ersatz, sondern ein zusätzliches Werkzeug – vergleichbar mit dem Schritt von der analogen zur digitalen Kamera.

Die bewusste, gezielte gestalterische Entscheidung bleibt die Kernkompetenz professioneller Kameraleute.
Der AI Cine Creator nutzt KI-Technologien, um filmische Konzepte zu entwickeln, zu visualisieren und umzusetzen – immer auf Basis handwerklicher und ästhetischer Prinzipien der Bildgestaltung.
Der Unterschied zwischen beliebiger KI-Bildproduktion und bewusst gestalteter, professioneller Arbeit ist das entscheidende Qualitätsmerkmal.

2. Aufgaben und Tätigkeitsfelder

2. Aufgaben und Tätigkeitsfelder

Der AI Cine Creator ist verantwortlich für Planung, Konzeption und Umsetzung audiovisueller Projekte unter Einsatz von KI – von der Idee über die Visualisierung bis zur Postproduktion.
Er oder sie arbeitet in allen Produktionsphasen mit generativer KI, integriert diese aber in klassische filmische Abläufe.

Tätigkeitsfelder:

  • Entwicklung und Visualisierung von Filmideen mittels KI (Text-, Bild- und Video-Tools)
  • Konzeption von Storyboards, Keyframes und visuellen Stilreferenzen
  • Integration von KI-generierten Elementen (Personen, Landschaften, Objekte) in reale Produktionen
  • Steuerung, Evaluation und Qualitätssicherung KI-basierter Workflows
  • Grundverständnis für Audio-Design und KI-gestützte Musik- oder Soundintegration im Rahmen der Bildgestaltung
  • Postproduktion, Farbkorrektur und Look-Definition
  • Metadatenmanagement, Archivierung und Veröffentlichung von KI-Projekten

(Anmerkung: Die Ton- und Audiokompetenz des AI Cine Creators bezieht sich vornehmlich auf das konzeptionelle Verständnis und die gestalterische Abstimmung mit Tonabteilungen – nicht auf eigenständige Audioproduktion im technischen Sinn.)

3. Kompetenzprofil

3. Kompetenzprofil

Der AI Cine Creator verbindet klassische Bildkompetenz mit technologischer Innovationskraft.
Er/sie verfügt über ein tiefes Verständnis für visuelle Gestaltung und weiß, wie KI als Werkzeug eingesetzt wird, um kreative und effiziente Lösungen zu schaffen.

Der AI Cine Creator ist eine Zusatzqualifikation des Kameramanns oder der Kamerafrau und kann nicht alleinstehend ausgeübt werden.

 

Fachliche Kompetenzen:
A. Klassische filmische Grundlagen
  • Fundierte Kenntnisse in Bildgestaltung, Lichtführung, Kameratechnik, dramaturgischem Erzählen und Kompositionsprinzipien
  • Erfahrung im sicheren Umgang mit filmischen Gestaltungsmitteln und visueller Dramaturgie
  • Fähigkeit, Stilmittel gezielt zur emotionalen und narrativen Wirkung einzusetzen
B. KI-basierte Gestaltung
  • Verständnis generativer Tools und KI-Modelle für Text, Bild, Audio und Video
  • Prompt-Engineering und iterative Ergebnisoptimierung
  • Steuerung von Stil, Perspektive, Licht und Bewegung durch gezielte KI-Anweisungen
  • Integration KI-generierter Inhalte in reale Produktionsumgebungen
C. KI-Content-Evaluation und Qualitätssicherung
  • Kritische Analyse von KI-generierten Bildern und Sequenzen
  • Prüfung von Bildlogik, Perspektive, Konsistenz, Emotion und Authentizität
  • Sicherstellung gestalterischer Qualität und professioneller Standards
  • Fähigkeit, Fehler oder Inkonsistenzen in KI-Produktionen zu erkennen und zu korrigieren
D. Recht & Ethik
  • Grundkenntnisse in Urheber-, Medien- und Vertragsrecht
  • Bewusstsein für Datenschutz, Persönlichkeitsrechte und regulatorische Vorgaben
  • Verantwortlicher Umgang mit Deepfakes, synthetischen Darstellungen und Manipulation
  • Kenntnis der gesetzlichen Transparenz- und Kennzeichnungspflichten
E. Interdisziplinäres Arbeiten und Organisation
  • Teamfähigkeit und Kommunikationsstärke
  • Projektorganisation, Budget- und Zeitmanagement
  • Metadatenverwaltung und technische Dokumentation
  • Entwicklung eigener Angebote und Dienstleistungen (z. B. AI-Storyboard-Service, Visual Pitching, Beratung)
Persönliche Kompetenzen:
  • Kreativität und gestalterisches Denken
  • Reflexionsfähigkeit und bewusste gestalterische Entscheidung
  • Technische Neugier und Lernbereitschaft
  • Verantwortungsbewusstsein für Authentizität und Wahrhaftigkeit audiovisueller Werke

4. Ausbildungsstruktur – Basiskurs des BVFK

4. Ausbildungsstruktur – Basiskurs des BVFK

Der BVFK-Basiskurs „AI Cine Creator“ vermittelt die Grundlagen dieses neuen Berufsbildes.
Er ist praxisorientiert aufgebaut und führt Schritt für Schritt durch die zentralen Phasen einer KI-gestützten Produktion.

Vorbereitung:
  • Zielgruppe und Botschaft definieren
  • Technische Rahmenbedingungen klären
  • Budget- und Zeitplanung entwickeln
  • Erfolgskriterien festlegen
  • Projektdefinition und Briefing-Dokument
Preproduction:
  • Konzeptentwicklung und visuelle Planung mit KI-Unterstützung
  • Storyboard-Erstellung durch KI-generierte Keyframes
  • Prompt-Entwicklung und iterative Verfeinerung
  • Grundverständnis für Audio-Preproduktion (Musikkonzept, VoiceOver, Sounddesign-Notizen, Audio-Kategorien) – im Sinne der Abstimmung mit der Bildgestaltung
Produktion:
  • KI-generierte Szenen, Landschaften, Personen und Kamerabewegungen
  • Kombination real gedrehter und KI-generierter Materialien
  • Schnelle visuelle Tests und Stilabgleiche
  • Koordination mit Ton- und Musikgewerken, falls Audioelemente in der KI-Vorvisualisierung genutzt werden
Postproduktion:
  • Look-Definition, Farbkorrektur, VFX und Animation
  • Grundverständnis für Dialogschnitt, Tonmischung und Musik-Integration – als kreative Abstimmung im Gesamtbild
  • Sounddesign und Audio-Mastering werden von spezialisierten Fachleuten umgesetzt
  • Erstellung von Metadaten, Veröffentlichung und Archivierung

5. Rechtliche Grundlagen

5. Rechtliche Grundlagen

Die Arbeit mit KI im audiovisuellen Bereich erfordert ein solides Verständnis rechtlicher Rahmenbedingungen.
Der AI Cine Creator bewegt sich an der Schnittstelle zwischen Technologie, Urheberrecht, Medienrecht, Vertragsrecht und regulatorischen Vorgaben.

Zentrale Themenbereiche:
  • Urheberrecht: Klärung der Urheberschaft bei KI-generierten Inhalten, Umgang mit Trainingsdaten und geschützten Werken
  • Vertragsgestaltung: Vereinbarungen zu Nutzungsrechten, Haftung, geistigem Eigentum und Transparenz
  • Datenschutz: Umgang mit personenbezogenen Daten (Gesichter, Stimmen, Orte)
  • Kennzeichnung und Transparenz: Im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben; klare Hinweise zum Einsatz von KI und zu KI-generierten Inhalten zur Sicherstellung von Authentizität und Vertrauen
  • Ethik und Verantwortung: Sensibler Umgang mit Deepfakes, Manipulationen und Desinformation

Der AI Cine Creator hat eine grundlegende rechtliche Schulung absolviert und arbeitet eng mit juristischen Fachstellen zusammen, um Rechtssicherheit zu gewährleisten.
Er nimmt regelmäßig an Weiterbildungen teil und informiert sich über rechtliche Entwicklungen im Medien- und Technologiebereich.

6. Marktchancen und wirtschaftliche Perspektiven

6. Marktchancen und wirtschaftliche Perspektiven

Der Beruf des AI Cine Creators eröffnet neue wirtschaftliche Möglichkeiten in Film, Fernsehen, Werbung und Online-Medien.
Die Kombination aus filmischem Wissen und KI-Kompetenz wird zunehmend nachgefragt – in klassischen Produktionsfirmen ebenso wie in Agenturen, Start-ups und Content-Labs.

Markt- und Karrierepotenziale:
  • Effizienzsteigerung durch schnellere Konzept- und Visualisierungsprozesse
  • Neue Dienstleistungen (z. B. KI-basierte Storyboards, visuelle Pitches, Mood-Trailer)
  • Interdisziplinäre Arbeit mit Marketing, Games, Virtual Production und Social Media
  • Selbstständigkeit und Akquise eigener Angebote im Bereich „AI Visual Storytelling“
  • Internationale Wettbewerbsfähigkeit bei Einhaltung europäischer Qualitäts- und Rechtsstandards

Der BVFK sieht im AI Cine Creator eine zentrale Zukunftsrolle der audiovisuellen Gestaltung – wirtschaftlich tragfähig, kreativ frei und technologisch fortschrittlich.

7. Zukunftsperspektive und Bedeutung

7. Zukunftsperspektive und Bedeutung

Der AI Cine Creator steht exemplarisch für den Wandel des Kameraberufs im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz.
Die Zukunft gehört jenen, die KI verstehen, kritisch reflektieren und bewusst einsetzen – ohne ihre gestalterische Verantwortung aufzugeben.

Der BVFK beansprucht für dieses Berufsbild die Deutungshoheit:
Nur wer auf Basis professioneller Filmgestaltung arbeitet, kann mit KI bewusst gestalten statt beliebig generieren.

Für die Fernsehkameraleute gibt es, wie bei fast allen künstlerischen Berufen, kein behördlich festgelegtes Berufsbild. Der BVFK hat deshalb auf Basis aktueller Fortbildungs- und Arbeitsabläufe diese Zusatzqualifikation entwickelt.

8. Fazit

8. Fazit

Der AI Cine Creator ist keine Ablösung des Kameraberufs, sondern seine Weiterentwicklung.
Er vereint handwerkliche Präzision, kreative Vision und technologische Kompetenz.
So bleibt das zentrale Merkmal professioneller Filmgestaltung auch im KI-Zeitalter bestehen:

Die bewusste Entscheidung für das Bild!