Freiberuflichkeit im BVFK (FiB)
Ein Projekt des Bundesverbands der Fernsehkameraleute (BVFK)
Stand: Oktober 2025
Einleitung – Warum wir handeln müssen
Einleitung – Warum wir handeln müssen
Die Medienbranche steht seit Jahren im Zeichen tiefgreifender Veränderungen. Digitalisierung, neue Produktionsmodelle und flexible Auftragsformen prägen den Alltag freier Kameraleute. Doch während sich die Praxis stetig weiterentwickelt, bleibt die rechtliche Bewertung vieler Tätigkeiten unsicher.
Vor allem die Frage, ob eine Tätigkeit als selbstständig oder scheinselbstständig einzustufen ist, sorgt seit Langem für Unsicherheit. Für die Betroffenen kann das gravierende Folgen haben – steuerlich, sozialversicherungsrechtlich und existenziell.
Der Bundesverband der Fernsehkameraleute (BVFK) hat mit dem Projekt „ProStatus“ eine Initiative geschaffen, die dieser Unsicherheit fundiert begegnet. Das Ziel: Kameraleuten und ihren Auftraggeber:innen zu größtmöglicher Rechtssicherheit zu verhelfen und dabei ein Instrument zu entwickeln, das auch von anderen Institutionen und Gerichten als verlässlich anerkannt wird.
„ProStatus“ steht für einen neuen, professionellen Standard der Selbstständigkeit – erarbeitet von Fachleuten, getragen von Verantwortung und gestützt auf rechtliche Klarheit.
Die Rolle des BVFK – Kompetenz, Verantwortung, Deutungshoheit
Die Rolle des BVFK – Kompetenz, Verantwortung, Deutungshoheit
Der BVFK versteht sich als maßgeblicher berufsständischer Verband der Fernsehkameraleute in Deutschland. Er vertritt nicht nur die Interessen seiner Mitglieder, sondern definiert, pflegt und entwickelt das Berufsbild aktiv weiter.
Im Rahmen von „ProStatus“ nimmt der BVFK seine Rolle als fachlich kompetente, rechtlich informierte und berufsständisch legitimierte Instanz ein. Er wahrt dabei Bescheidenheit, beansprucht aber zugleich die Deutungshoheit über die Auslegung der professionellen Tätigkeit im Sinne des Berufsstands.
Drei Leitsätze fassen diesen Anspruch zusammen:
- Der BVFK bescheinigt Fachkraft als Bildgestalter:in – mit nachgewiesener Fachkunde in Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz.
- Kameraleute besitzen die fotografische Leitung eines Projekts – sie tragen die gestalterische und technische Verantwortung für das visuelle Ergebnis.
- Selbstständig ist, wer über die Umsetzung visueller Aufgaben entscheidet und wessen Lösungen nachgefragt werden. Wer ausschließlich Anweisungen ausführt, erfüllt diese Kriterien nicht.
Diese Grundsätze bilden das Fundament für die fachliche und rechtliche Bewertung im Rahmen des Projekts „ProStatus“.
Das Projekt ProStatus – Rechtssicherheit in drei Dimensionen
Das Projekt ProStatus – Rechtssicherheit in drei Dimensionen
Das Projekt „ProStatus“ schafft eine neue, strukturierte Grundlage für die rechtssichere Einordnung der freiberuflichen Tätigkeit von Kameraleuten. Es unterscheidet dabei klar zwischen drei Rechts- und Bewertungsebenen:
- Steuerrechtlich: Die Freiberuflichkeit wird gemäß § 18 EStG vom Finanzamt anerkannt.
- Sozialrechtlich: Die Einstufung der Selbstständigkeit erfolgt ausschließlich durch die Deutsche Rentenversicherung (DRV) oder die Sozialgerichte.
- Berufsständisch: Der BVFK prüft und bewertet die Tätigkeit auf Grundlage des eigenen Berufsbilds und vergibt auf dieser Basis das FiB-Siegel („Freiberuflich im BVFK“) als Zeichen beruflicher Qualität und Eigenverantwortung.
Diese Trennung schafft Transparenz: Der BVFK ersetzt keine behördliche Entscheidung, aber er liefert eine fachlich fundierte Grundlage, auf die sich Mitglieder und Auftraggeber gleichermaßen berufen können
Die Instrumente von ProStatus
Die Instrumente von ProStatus
Das Projekt beruht auf drei eng miteinander verzahnten Elementen:
1. Der Sozialstatus-Check
Ein strukturierter Fragebogen und Beratungsprozess, der eine individuelle Einschätzung der beruflichen Praxis ermöglicht.
Kameraleute erhalten damit konkrete Hinweise, wie sie ihre Arbeitsweise rechtlich und organisatorisch absichern können.
2. Die Rechtsprechungs-Datenbank
Der BVFK wertet laufend Urteile der Sozialgerichte aus, um Kriterien zu identifizieren, die zur Anerkennung der Selbstständigkeit in Medienberufen führen. Diese Erkenntnisse fließen unmittelbar in Beratung, Schulung und die Weiterentwicklung der Verbandsstandards ein.
Mehrere auf Sozial- und Steuerrecht spezialisierte Anwälte begleiten den Prozess fortlaufend.
3. Das FiB-Siegel – Freiberuflich im BVFK
Das FiB-Siegel dient als sichtbarer Nachweis einer selbstständigen, freiberuflichen Tätigkeit nach den Standards des BVFK.
Es dokumentiert, dass die geprüfte Person alle wesentlichen Merkmale der Selbstständigkeit erfüllt – fachlich, wirtschaftlich und organisatorisch.
Die Vergabe erfolgt individuell, nicht automatisiert, und steht für Qualität statt Quantität.
Zu den zentralen Prüfkriterien zählen unter anderem:
- Vorliegen einer Freiberuflichkeitsbescheinigung des Finanzamts
- Nachweis unternehmerischen Risikos
- Mehrere Auftraggeber
- Bestehende Berufshaftpflichtversicherung
- Mitgliedschaft in KSK oder Berufsgenossenschaft
- Eigenes Equipment und eigene Disposition
- Selbstständiges kaufmännisches und kreatives Handeln
- Nachweis der Fachkunde in Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz
Abgrenzung und rechtliche Einordnung
Abgrenzung und rechtliche Einordnung
Der BVFK ist kein Ersatz für die Deutsche Rentenversicherung oder die Finanzverwaltung.
Seine Bewertungen und Bescheinigungen ersetzen keine staatlichen Entscheidungen – sie ergänzen diese.
Doch genau in dieser Ergänzung liegt der Mehrwert:
Als berufsständische Institution kann der BVFK fachlich legitimierte Einschätzungen abgeben, die im Rahmen von Prüfungen oder Verfahren eine wichtige Orientierungsfunktion haben.
Das Projekt „ProStatus“ bewegt sich damit auf sicherem rechtlichen Boden und erfüllt zugleich eine Lücke, die in der Praxis seit Jahren besteht: die fachlich fundierte Bewertung selbstständiger Medienarbeit.
Praktischer Nutzen – Sicherheit und Klarheit
Praktischer Nutzen – Sicherheit und Klarheit
Für die Mitglieder bedeutet „ProStatus“:
- eine fundierte Standortbestimmung des eigenen beruflichen Status,
- rechtliche Orientierung und praxisnahe Handlungsempfehlungen,
- sowie eine anerkannte, nachvollziehbare Dokumentation der Selbstständigkeit.
Für Auftraggeber schafft das Siegel und der Beratungsprozess:
- Transparenz in der Beauftragung,
- Absicherung gegenüber Scheinselbstständigkeitsrisiken
- und die Gewissheit, mit professionell organisierten Freiberufler:innen zusammenzuarbeiten.
Zugleich trägt „ProStatus“ zur Prävention von Scheinselbstständigkeit bei, indem es Qualitätsmaßstäbe definiert und dokumentierte Berufspraxis überprüfbar macht.
Erste Erfolge und Ausblick
Erste Erfolge und Ausblick
Bereits im Mai 2025 wurde die Arbeit des BVFK gerichtlich gewürdigt: Das Sozialgericht Berlin bewertete die BVFK-Mitgliedschaft erstmals ausdrücklich als positives Indiz für selbstständige Tätigkeit. Ein Beleg für die hohe Akzeptanz der BVFK-Standards.
Auch von juristischer Seite erfährt das Projekt große Anerkennung. Fachanwälte sprechen von einem mutigem aber wichtigem Projekt für freie Kameraleute, weil es realative Rechtssicherheit, Berufsidentität und Qualitätsbewusstsein miteinander verbindet.
Der BVFK müchte nun Gespräche mit Auftraggeberverbänden, Produktionshäusern und der Deutschen Rentenversicherung Bund führen, um auf dieser Basis tragfähige und praxisnahe Lösungen zu entwickeln.
Ziel ist es, die Ergebnisse und Maßstäbe von „ProStatus“ langfristig in der Branche zu etablieren.
Fazit – Selbstbewusst, besonnen, zukunftsorientiert
Fazit – Selbstbewusst, besonnen, zukunftsorientiert
Mit „ProStatus“ setzt der BVFK ein starkes Zeichen für professionelle Selbstständigkeit und berufliche Souveränität.
Das Projekt verbindet fachliche Exzellenz mit rechtlicher Gründlichkeit und berufsständischer Verantwortung.
Es stärkt die Position der freien Kameraleute, erhöht die Rechtssicherheit in der gesamten Branche und gibt dem Berufsstand eine Stimme, die gehört wird.
„ProStatus“ ist mehr als ein Verfahren – es ist ein Weg:
- von Unsicherheit zu Klarheit.
- von Fremdbestimmung zu Eigenverantwortung.
- von rechtlicher Unklarheit zu berufsständischer Anerkennung.
Schlusswort
Der BVFK steht für Kompetenz, Verantwortung und Deutungshoheit in der Berufsausübung der Kameraleute.
Mit dem Projekt „ProStatus“ schafft er ein Instrument, das berufsständische Qualität, rechtliche Sicherheit und individuelle Freiheit miteinander verbindet – im Sinne einer modernen, fairen und professionellen Medienproduktion in Deutschland.