Die Debatte um die Zukunft des Filmstandorts Deutschland spitzt sich weiter zu. Nachdem die Produktionsallianz vergangene Woche ihre Kampagne zur Einführung einer gesetzlichen Investitionsverpflichtung für Sender und Streaminganbieter gestartet hat, meldete sich am Montag nahezu die gesamte Branche mit einem gemeinsamen Appell zu Wort.
Inzwischen über 40 Verbände, darunter auch die Verbände der Initiative Fair Film, warnen:
„Einer der wichtigsten Bausteine der Filmförderreform ist akut gefährdet.“
Ohne eine gesetzlich verankerte Investitionsverpflichtung, so die Kritik, sei das Fördersystem nicht tragfähig. Freiwillige Selbstverpflichtungen reichten nicht aus, um faire Bedingungen, Planungssicherheit und stabile Produktionsstrukturen zu gewährleisten.
Branche uneins – politische Entscheidung rückt näher
Adressat des Appells ist Kulturstaatsminister Wolfram Weimer, der weiterhin auf eine „autonome Lösung“ setzen will und über freiwillige Selbstverpflichtungen verhandelt. Ergebnisse hatte das BKM für Mitte November angekündigt.
Im Kulturausschuss des Bundestags wurde am Mittwoch deutlich, wie kontrovers die Lage ist:
– Die Produktionsallianz und Verdi unterstützen den Verbände-Appell.
– Andere Branchenvertreter, darunter technisch-gewerbliche Verbände wie der VTFF, lehnen eine gesetzliche Investitionspflicht ab.
– Sender und Streamer bevorzugen erwartungsgemäß freiwillige Zusagen.
Der VTFF argumentiert, ein EU-konformes Gesetz würde lediglich Produktionsvolumen „irgendwo in Europa“ schaffen – nicht zwingend in Deutschland. Aus ihrer Sicht seien Selbstverpflichtungen zielführender.
Kinos schlagen Alarm – Förderkette in Gefahr
Parallel dazu haben die Kinoverbände AG Kino, HDF Kino, die AG Filmfestival und weitere Organisationen erneut eindringlich gewarnt:
Ohne die Sicherung des „Zukunftsprogramms Kino“ im Bundeshaushalt sei die Existenz vieler Arthouse- und Landkinos gefährdet.
Damit stünde auch der Erfolg der gesamten Reform auf dem Spiel, denn der Weg des Films ende nicht bei der Produktion: Sichtbarkeit beim Publikum ist zentral für den Kultur- und Wirtschaftsstandort.
BKM hält an Selbstverpflichtungen fest – trotz Risiken
Weimer betont, eine Selbstverpflichtung sei:
– schneller,
– weniger eingriffsintensiv für die wirtschaftliche Freiheit,
– und vermeide Konflikte mit den USA.
Letzteres ist nicht unbegründet: Die US-Regierung hatte wiederholt Strafzölle auf im Ausland produzierte Filme ins Spiel gebracht – als Schutzmaßnahme für Hollywood.
Trotzdem bleibt die Branche skeptisch. Ein Gesetz würde Klarheit schaffen, Verstöße sanktionierbar machen und echte Planungssicherheit bieten. Die Verhandlungen mit den Streamern seien laut BKM „sehr gut verlaufen“, die zugesagten Investitionen „namhaft“ – konkrete Zahlen stehen jedoch weiterhin aus.
Eine gesetzliche Investitionsverpflichtung mit Rechterückbehalt ist ein zentraler Baustein, um die Produktionslandschaft in Deutschland nachhaltig zu sichern.
Nur verbindliche Regelungen gewährleisten, dass Investitionen tatsächlich bei den Kreativen, beim Produzierenden Gewerbe und in der gesamten Wertschöpfungskette ankommen.
Das BKM kündigte schließlich an, dass die bereits erhöhten Fördermittel auch ohne Gesetz freigegeben werden können – und versprach Entscheidungen „sehr zeitnah“.
Der BVFK wird den weiteren Verlauf aufmerksam begleiten und seine Mitglieder über die kommenden Schritte informieren.
Siehe auch Cine-Arte









