10. Dezember 2025

Naivität und überzogene Erwartungen: Die KI-Katastrophe in den Medien

Künstliche Intelligenz soll den Journalismus revolutionieren. Verleger und Funkhaus-Hierarchen hegen große Hoffnungen, haben aber wenig Wissen. Das ist gefährlich […]

Großes Erschrecken gab es, als ich den beiden klarmachte, dass KI-Tools gewartet werden müssen. Das verursacht nun einmal Kosten, auch Personalkosten.

Noch größeres Erschrecken war zu vernehmen, als wir darüber diskutierten, dass auch KI-generierte Produkte (Audio, Video, Text) von Menschen geprüft werden müssen, bevor sie veröffentlicht werden. Die Gefahr, dass solche Tools Falschinformationen generieren, ist einfach zu groß. Ohne Faktenprüfung und Gegenrecherche geht es also nicht. […]

Medienhäuser wollen den Fertigungsprozess journalistischer Produkte durch KI-Tools automatisieren und damit journalistische Arbeitskräfte einsparen. Das ist zunächst eine prinzipiell sinnvolle Idee. Aber die Umsetzung ist dann in vielen Fällen einfach nur dilettantisch, sodass aus dieser Idee eine Absurdität wird. […]

Wir diskutierten dann stattdessen, an welchen Stellen KI-Tools unterstützend eingesetzt werden könnten. Das fängt bei der Recherche an. Transkriptionstools können sehr viel Zeit sparen, indem sie zum Beispiel einen halbstündigen Interview-Mitschnitt verschriftlichen. Sie können auch sogenannte Schnittlisten für Hörfunk- oder Fernsehbeiträge vorbereiten.

Übersetzungstools sorgen für eine erste thematische Orientierung. Gerade in der Recherche sind KI-Tools für die Mustererkennung, zur schnellen Suche in Archiven oder insgesamt zur Internetrecherche, aber auch Chatbots für die strukturierte Recherche unersetzlich geworden. […]

Allerdings zeigten sich im Laufe dieser Besprechung wie auch auf anderen Konferenzen zum Thema zwei Tendenzen: Zum einen hatten insbesondere die Führungskräfte wenig bis keine Ahnung davon, wie KI-Systeme arbeiten. Zum anderen reduzierten sie die sehr unterschiedlichen Bereiche Künstlicher Intelligenz ganz schnell auf Große Sprachmodelle.

Eine grobe Kenntnis der technischen Grundlagen ist unerlässlich, um Einsatzbereiche, aber auch Grenzen solcher Tools in journalistischer Hinsicht einschätzen zu können. Doch nicht nur die fehlt weitgehend. Auch die Bereitschaft, sich dort einzuarbeiten, ist äußerst schwach ausgeprägt. […]

Überlegt eingesetzte KI-Werkzeuge können journalistische Beiträge erheblich verbessern. Sie können den journalistischen Produktionsprozess wesentlich beschleunigen. Sie können dazu beitragen, dass Journalismus seine Wächterfunktion effektiver wahrnehmen kann.

Doch gegenwärtig wird über den Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Journalismus viel zu oft von Menschen entschieden, die nur eine höchst diffuse Vorstellung davon haben, mit was für einer Technik sie es gerade zu tun haben. Ohne entsprechendes Fachwissen in Redaktionen und Medienhäusern steuern wir aber auf die mediale KI-Katastrophe zu.

https://www.berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/tv-medien/naivitaet-und-ueberzogene-erwartungen-die-ki-katastrophe-in-den-medien-li.10009165

 

Quelle: DIMBB Medien

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